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Helmut Creutz
Die 29 Irrtümer rund ums Geld



München Wien 2004 (Signum Wirtschaftsverlag); 304 Seiten; ISBN 3-85436-362-1
Mit 56 schematischen Darstellungen








Weltweit gibt es kaum etwas, womit wir so häufig umgehen wie mit Geld und worüber wir trotzdem so wenig wissen! Auch heute werden wir in Sachen Geld immer noch als Analphabeten aus der Schule ins Leben entlassen. Und auch dort, in der Lebenswirklichkeit, ist das Thema Geld mit vielen blinden Flecken behaftet, selbst in der Wirtschaftswissenschaft.




Bestimmte Fehlstrukturen innerhalb unseres Geldsystems bleiben weiterhin undiskutiert, ebenfalls deren Auswirkungen auf den sozialen und ökologischen Bereich. Selbst Problemfelder wie Arbeitslosigkeit, leere Kassen oder Wachstumszwang werden immer noch nicht mit den monetären Fehlstrukturen in Verbindung gebracht.




Dazu existieren einfach immer noch zu viele Irrtümer. So glaubt man zum Beispiel bis heute, dass Zinsen für alle Sparer von Vorteil und Zinszahlungen nur für Kreditnehmer Belastungen sind. Auch die Geldschöpfung der Banken geistert noch immer durch die Köpfe, oder die Auffassung, dass Wirtschaftswachstum und Globalisierung unverzichtbar sind, dass Geld ein neutrales Tauschmittel ist und ohne Wirkungen auf die Tauschvorgänge. Selbst unser Wissen über Geld an sich ist immer noch mit Fehlvorstellungen behaftet.




Unterstützt von Tabellen und Grafiken klärt dieses Buch über die wichtigsten irrtümlichen Vorstellungen auf, über die Vorgänge um und mit unserem Geld.


Helmut Creutz

Jahrgang 1923, hat über Jahrzehnte in verschiedenen Berufsfeldern wirtschaftliche Praxiserfahrungen sammeln können, u.a. als Techniker, Betriebsleiter und Architekt. In den Siebzigerjahren schrieb er einige gesellschaftskritische Bücher, in deren Folge er durch einen Leser auf Fehlstrukturen unseres Geldwesens aufmerksam wurde, einem Thema, dem er sich seit mehr als 20 Jahren in Veröffentlichungen und Vorträgen widmet. Als die bisher umfassendste Veröffentlichung erschien 1993 im Wirtschaftsverlag Langen Müller Herbig „Das Geld-Syndrom – Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft", das inzwischen über mehrere Taschenbuchausgaben zu einem Standardwerk geworden ist. Die im Zusammenhang mit seinen Analysen und Seminaren immer wieder auftauchenden Verständnisfragen und irrtümlichen Vorstellungen haben ihn zu diesem vorliegenden Werk angeregt.


Inhaltsverzeichnis


Vorwort






Irrtum



Nr. 1: „Alles, was man als Geld bezeichnet, ist auch Geld!“



Was ist die Geldmenge? Und was sind Geldguthaben? Die Sichtguthaben. Abwicklungen der unbaren Zahlungen. Die Entstehung von Bar- und Giralgeld. Das In-Umlauf-Setzen des Geldes. Die Entstehung und Ausweitung der Sichtguthaben. Die Größenverhältnisse von Geld, Geldguthaben und Geldvermögen. Entwicklungsvergleich der Geldmenge M 1 und der gesamten Bankmittel. Die rechtlichen Gegebenheiten.






Nr. 2: „Bargeld spielt doch kaum noch eine Rolle!“



Der Anteil von Bargeld und Sichtguthaben an der Endnachfrage. Die langfristigen Veränderungen der Bargeldhaltung.






Nr. 3: „Heute hortet doch niemand mehr Geld!“



Schätzgrößen und Beweise. Weitere Indizien für die Geldhortung. Die DM-Entwicklungen vor dem Hintergrund des Euro-Umtauschs. Besonders problematische Hortungen.






Nr. 4: „Geld ist nur ein neutraler Vermittler, ein Zahlungs- und Schmiermittel in der Wirtschaft!“



Welche Bedeutung hat ein ungestörter Umlauf? Welche Geldfunktionen sind wirklich wichtig? Was sind die Folgen dieser Zinsbelohnung? Soll man denn nicht mehr sparen? Um welche Größenordnungen geht es bei den Zinslasten? Die Größenordnungen von Zinseinkommen. Die Konsequenzen.






Nr. 5: „Die Ökonomen wissen alles über Geld!“



Was ist mit der Wissenschaftlichkeit der Wirtschaftswissenschaft? Das Rätsel Geld. Der Zins als Thema kritischer Betrachtungen. Gibt es Ausnahmen unter den Ökonomen? Was hat Keynes zum Geld gesagt? Schlussfolgerungen.






Nr. 6: „Das Geld für die Zinsen fehlt in der Wirtschaft!“



Was stimmt an diesem Beispiel nicht? Die unterschiedlichen Größen der Notenbank- und Bankenkredite. Woher stammt das Zinsgeld im normalen Geldkreislauf?






Nr. 7: „Zinsen muss nur derjenige zahlen, der Schulden macht!“



Die Größenordnungen der Zinsumlagen. Stecken in allen Ausgaben die gleichen Zinsanteile? Wie ist das mit den Zinseinkünften? Die Berechnung der eigenen Situation. Sind Sie Verlierer oder Gewinner beim Zins-Monopoly?






Nr. 8: „Inflation belebt die Wirtschaft!“



Was ist von einer geplanten Inflation zu halten? Warum steigt mit der Inflation die Arbeitslosigkeit? Wie kommt es zu diesen Wechselwirkungen? Die Folgen für die privaten Schuldner. Warum nehmen die inflationsbedingten Probleme ständig zu? Die Situation um das Jahr 2000. Wäre eine dauerhafte, dosierte Inflation eine Lösung?






Nr. 9: „Bei Börsencrashs wird Geld vernichtet!“



Ursachen der Missverständnisse. Hintergründe der Kursveränderungen. Die Abläufe bei sinkenden Kursen. Die Größenordnungen der Börsengeschäfte. Gewinner und Verlierer an den Börsen. Die Entwicklungen der privaten Aktienvermögen. Die Folgen der Börsenvorgänge für die Wirtschaft.






Nr. 10: „Konjunktur und Arbeitslosigkeit werden nicht von Geld beeinflusst!“



Die unterschiedlichen Reaktionen. Die Beziehungen zwischen Zinsschwankungen und Arbeitslosigkeit. Die Zinslastquote. Konsequenzen der Verteilung zwischen Kapital und Arbeit. Die Reaktionen in der Öffentlichkeit? Auswirkungen in den Unternehmen. Arbeitslosigkeit in anderen Industrienationen.






Nr. 11: „Deflationen sind heute nicht mehr möglich!“



Deflationen heute. Das Beispiel Japan. Die Folgen der Geldzurückhaltungen in Japan. Hat die Deflation ihren Schrecken verloren? Die Konsequenzen aus den Erfahrungen Japans.






Nr. 12: „Geld verursacht keine sozialen Probleme!“



Die Folgen von Geldzurückhaltungen. Die sozialen Folgen. Die Aufteilung des Volkseinkommens. Die Entwicklungen zwischen 1996 und 2001. Und die konkreten Folgen.






Nr. 13: „Nicht die Zinsen, die Lohnkosten gefährden den Standort Deutschland!“



Sind die zu hohen Lohn- und Lohnnebenkosten Ursache der Engpässe? Die Verschiebungen innerhalb der verfügbaren Einkommen. Was gefährdet den Standort Deutschland tatsächlich? Und was ist mit den Steuern?






Nr. 14: „Staatsverschuldungen dienen uns allen!“



Größe und Entwicklung der deutschen Staatsverschuldung. Öffentliche Verschuldungsentwicklungen in den G-7-Ländern. Die Problematik ständiger Staatsverschuldungen. Entwicklungen der öffentlichen Zinslasten. Die fatalen Folgen der Zinszahlungen. Sind die staatlichen Kreditaufnahmen tatsächlich zu nichts nütze? Die Fehlkalkulation des Steuerzahlerbundes. Die öffentlichen Schulden der Länder und Gemeinden. Ist ein Schuldenabbau überhaupt möglich? Zusammenfassung.






Nr. 15: „Mit Bankkrediten wird Geld geschöpft!“



Die Verwirrungen durch die Lehrbücher. Warum trifft die Geldvermehrung nicht zu? Wie kommt es zu der Geldvermehrungsvermutung? Die Nichtbeachtung der Ersparnisbildungen.






Nr. 16: „Bei niedrigen Zinsen flieht das Geld ins Ausland!“



Welche Folgen haben unterschiedliche Zinshöhen? Was heißt Flucht des Geldes? Was geschieht bei Bargeldtransfers ins Ausland? Was ist mit Geldanlagen im Ausland? Gibt es überhaupt eine Kapitalflucht? Welche Folgen haben Veränderungen der Zinssätze?






Nr. 17: „Es ist doch schön, wenn Geldvermögen von alleine wachsen!“



Entwicklung der Geldvermögen durch Zinsen. Die Entwicklungen der Geldvermögen in der Realität. Vergleich mit der Entwicklung in der Realwirtschaft. Die Verteilung der Geldvermögen. Die Umverteilung innerhalb der privaten Geldvermögen. Die daraus resultierenden Diskrepanzen. Das zweite Problem: Die mitwachsenden Schulden!






Nr. 18: „Ohne Wachstum funktioniert keine Volkswirtschaft!“



Weitere Beispiele für exponentielle Wachstumsvorgänge. Wachstum in der Wirtschaft. Die Details des Wachstums in der zweiten Jahrhunderthälfte. Die Ursachen des Wachstumszwangs. Folgen des ständigen Wachstums.






Nr. 19: „Globalisierung ist unverzichtbar!“



Die Vorteile und Nachteile der Globalisierung. Die Kehrseite dieser weltweiten Entwicklungen. Die Rolle der Zinsen bei der Globalisierung. Die Forderungen nach wirtschaftlicher Freizügigkeit.






Nr. 20: „Die Notenbanken haben die Geldmenge im Griff!“



Der Unterschied zwischen Zentralbanken und Geschäftsbanken. Die Praxis bei der Ausgabe des Zentralbankgeldes. Die Steuerung der Geldmenge. Die Trefferquoten am Beispiel der Deutschen Bundesbank. Was ist das eigentliche Dilemma der Notenbanken? Zum Problem der Geldmenge – Worte eines Notenbankers. Und die Konsequenzen?






Nr. 21: „Die größten Gewinner sind die Banken!“



Die Entwicklung der Zinsen in konkreten Größen. Die Zinsstromgrößen in Prozenten des Geschäftsvolumens. Die Problementwicklungen bei den Banken. Die missverstandene Eigenkapitaldeckung. Abschließende Gedanken.






Nr. 22: „Die Banken bereichern sich an Leitzinssenkungen und billigen Notenbankkrediten!“



Die Aufgaben der Notenbanken und ihrer Kredite. Die Größenordnungen der Zentralbankgeldmenge und -kredite. Der Vergleich mit den Krediten der Banken an ihre Kundschaft. Die Konsequenzen für die Beurteilung der Leitzinssenkungen. Was ist mit dem Weiterverleihen billiger Notenbankgelder? Die besondere Situation der Banken in unseren Tagen.






Nr. 23: „Geld gilt – Währung währt!“



Ist Geld aus Edelmetall eine Sicherung für Stabilität? Was wäre, wenn... Welche Gelddeckung ist richtig?






Nr. 24: „Im Islam ist das Zinsproblem gelöst!“



Die heutigen Einschätzungen. Aber im Islam klappt es doch mit dem Zinsverbot!






Nr. 25: „Nicht das Geld, der Mensch oder das System muss sich ändern!“



Und was ist mit der Änderung des Menschen? Was geschieht auf einem funktionierenden Markt? Warum gibt es immer noch Rüstung und Krieg? Was sind die Hintergründe?






Nr. 26: „Mit Umlaufsicherung und niedrigen Zinsen nehmen Verbrauch und Umweltzerstörung noch mehr zu!“



Was bewirkt die Umlaufsicherung? Niedrigere Zinsen erleichtern doch die Kreditaufnahme! Aber die Verbraucher verfügen doch bei Zinssenkungen über mehr Geld! Niedrige Zinsen – Belastung oder Rettung der Umwelt?






Nr. 27: „Tauschringe und Ethikfonds sind doch eine Alternative!“



Zinslose Anlagen oder Leihgemeinschaften. Was ist mit Tauschringen? Der WIR-Ring in der Schweiz. Bieten regionale Alternativ- oder Komplementärwährungen einen Ausweg? Beispiel Chiemgauer. Die Zinsfrage bei den Alternativmodellen. Eine andere Welt ist möglich – die Attac-Bewegung.






Nr. 28: „Kapitalismus ist die beste Wirtschaftsform!“



Was heißt eigentlich Kapitalismus, und was ist Kapital? Was hat der Kapitalismus mit der Marktwirtschaft zu tun? Was ist mit Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung?






Nr. 29: „Am Geld braucht man nichts zu ändern!“



Änderungen im Bereich der Notenbanken. Die erforderliche Umlaufsicherung. Wie kann die Umlaufsicherung technisch umgesetzt werden? Beispiele in der Geschichte. Wird das Geld durch die Umlaufsicherung zum "Schwundgeld"? Welche Auswirkungen hätte ein verstetigter Geldumlauf?






Nachwort






Liste der Darstellungen, Literaturliste, Personenregister, Organisationen zum Thema Geld- und Bodenreform, Zeitschriften


Leseprobe


Vorwort






„Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“



Goethe zu Eckermann






Man sagt, vor 50 Jahren habe es drei gesellschaftlich gravierende Tabus gegeben: den Tod, den Sex und das Geld. Die beiden erstgenannten kann man weitgehend als überwunden betrachten, beim Geld dagegen ist die Geheimniskrämerei noch voll im Gange. „Über Geld spricht man nicht", und doch ist es in aller Munde, mit Vorurteilen, Unkenntnis und irrigen Vermutungen! Selbst in der zuständigen Wissenschaft wird das Thema Geld noch als Rätsel behandelt oder weitschweifig umgangen.






In diesem Buch wird der Versuch gemacht, durch analysierte Fakten das Geld zu enttabuisieren und bei einigen seiner Irrtümer die Decke zu lüften, unter der heute die realen Hintergründe verborgen bleiben. Erschwert wird dieser Aufklärungsversuch dadurch, dass die Mehrheit der Bürger der Ansicht ist, in unserem Geldsystem zu den Zinsgewinnern zu gehören. Denn wir leben fast alle noch in dem Glauben, nur dann Zinsen zahlen zu müssen, wenn man sich Geld geliehen hat – eines der hier behandelten, besonders hartnäckigen Irrtümer!






„Geld regiert die Welt" ist ein geflügeltes Wort. Aber diese selbstverständliche Hinnahme bringt unsere Demokratie in höchste Gefahr! Doch nur so lange, wie unser Unwissen das zulässt!









Irrtum Nr. 7: „Zinsen muss nur derjenige zahlen, der Schulden macht!“






Auch ich war ein halbes Leben lang dieser Meinung und fühlte mich als Gewinner, wenn mir am Jahresende auf meinem Sparbuch ein Zinsbetrag gutgeschrieben wurde. Wer dagegen Zinsen zahlen muss, hat eben Schulden gemacht und ist daran selber schuld! – Warum sollte man ohne Schulden Zinsen zahlen und an wen?






Die Antwort zeigt die Darstellung 13, die als Schema auch den zweiten Teil des Zinsweges wiedergibt. Sie macht ersichtlich, dass die Bank die Ersparnisse weiterverleiht, überwiegend an Unternehmen in der Wirtschaft, die rund zwei Drittel aller Schulden im Land aufgenommen haben. Doch ganz gleich, wer im Endeffekt der Schuldner ist, ob ein Unternehmer oder der Staat, er wird die Kosten dieser Schulden, also die Zinsen, letztlich immer in seine Preise, Steuern und Gebühren einbeziehen, denn ohne diese Überwälzung würde jeder – sieht man vom Staat ab – sehr schnell zahlungsunfähig sein. Das heißt, für jeden Unternehmer sind Schuldenzinsen Kosten, nämlich Kapitalkosten, die er, wenn er überleben will, genauso in die Kalkulation mit aufnehmen und weitergeben muss wie die Material- und Personalkosten! Auf den Schuldenzinsen bleiben nur die privaten Haushalte sitzen, da sie keine Möglichkeit haben, sie auf Dritte abzuwälzen. Das heißt, dem breiten Strom der Ersparnisse an die Banken und über diese an die Kreditnehmer steht ein kleinerer, dafür aber regelmäßig immer wieder erneut gezahlter Zinsstrom von den Kreditnehmern über die Banken zu den Sparern gegenüber.






Zu diesen Zinsen müssen die Kreditnehmer auch noch Bankvermittlungskosten zahlen, die als Bankmarge zugeschlagen werden. Nach Abzug dieser Bankmarge erhalten dann die Sparer ihre eigentlichen Zinsen. Da die Zinsen jedoch zum größten Teil über die Preise und Gebühren an die Endverbraucher weitergegeben werden, und zwar einschließlich der Bankmarge, zahlt man auch als Schuldenfreier mit seinen täglichen Ausgaben Zinsen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und da die Entwicklungen der Geldvermögen und Schulden die des Sozialprodukts weit übersteigen (siehe Darstellung 39 in Irrtum Nr. 17), steckt in allen Preisen, Steuern und Gebühren ein immer größer werdender Zinsanteil, den wir mit jedem ausgegebenen Euro bezahlen müssen!






(...)


Siehe auch


Helmut Creutz: Das Geld-Syndrom – Wege zu einer krisenfreien Marktwirtschaft



www.subventionsberater.de/creutz/



www.geldreform.de



www.nwo.de



www.inwo.de



www.gerechtesgeld.de



www.equilibrismus.de



Gespräch mit Helmut Creutz im Deutschlandfunk