langelieder > Bücherliste > P.Kafka/H.Maier-Leibnitz 1982 |
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Peter
Kafka / Heinz Maier-Leibnitz |
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Heinz
Maier-Leibnitz, ein bekannter Wissenschaftler, Kernphysiker seit
fast 50 Jahren, der sich öffentlich dafür
eingesetzt hat, die Gefahren der friedlichen Nutzung der
Kernenergie nicht zu überschätzen, ist des Monologs
unter Gleichgesinnten müde. Er bietet einen jüngeren
Physiker-Kollegen, der in Österreich mitreißende Reden
gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf gehalten hat, um einen
Gedankenaustausch. Peter Kafka hat als Astrophysiker die
Selbstorganisation des Universums vom Urknall bis zur
Wachstumskrise studiert und ist so auf die Frage gestoßen,
welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit der
Fortschritt nicht krebsartig wird. Er wurde zu einem Wortführer
der "politischen Ökologie" und hat zum Widerstand
gegen die großtechnische Nutzung wissenschaftlicher
Erkenntnisse aufgerufen. Die Anregung zum Briefwechsel griff er
begeistert auf, weil er – wie sein Partner – an
Erkenntnisfortschritt durch Diskussion glaubt. |
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Geboren 1933 in Berlin. Studium der Physik in Erlangen, Berlin und München. Seit 1965 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München. Beschäftigung mit Fragen der Kosmologie, der Vorgänge in der Nachbarschaft von Neutronensternen und Schwarzen Löchern, der Gravitationswellen. Seit einiger Zeit allgemeinverständliche Aufsätze und Vorträge sowie öffentliche Kontroversen mit Wissenschaftlern zu den Themen und Gedanken dieses Briefwechsels. |
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Geboren 1911 in Esslingen. Studium der Physik in Stuttgart und Göttingen. 1935 Promotion. 1935-1952 am Kaiser-Wilhelm (später Max-Planck) -Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Seit 1952 ordentlicher Professor für Technische Physik an der TU München. Gründung des ersten deutschen Forschungsreaktors in Garching. 1967-1972 Direktor des Instituts Laue-Langevin in Grenoble. 1974-1979 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Veröffentlichungen auf den Gebieten Atomphysik, Kernphysik, Forschungspolitik und Kochen („Kochbuch für Füchse“).
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Inhaltsverzeichnis |
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Vorbemerkung
der Autoren |
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Leseprobe |
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Vorbemerkung der Autoren |
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Auf S. 65 dieses Buches beginnt unser Briefwechsel, der sich mit einigen Pausen über zweieinhalb Jahre erstreckte. Er ist authentisch, die Briefe sind ohne Kürzungen oder redaktionelle Bearbeitung abgedruckt. Wir sind uns persönlich nicht bekannt und hatten außerhalb dieser „Streitbriefe“ keinen Kontakt miteinander. Der Leser kann daher unsere „Begegnung“ vollständig nachvollziehen. |
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Den Briefen sind drei Vortragstexte gleichsam als Einführung in die Thematik des Briefwechsels vorangestellt. Die Lektüre dieser Texte ist zum Verständnis der Briefe nicht erforderlich, aber hilfreich. Der erste Vortrag soll die Situation im Jahre 1956 beleuchten, als in der Bundesrepublik noch keine Uneinigkeit über die friedliche Nutzung der Kernenergie sichtbar war. Die anderen Texte aus den Jahren 1978 und 1979 reflektieren den seither entstandenen Dissens, wobei Kafkas „Erweckungspredigt“ zur Abkehr von aller Großforschung und Großtechnik aufruft, während Maier-Leibnitz zwar die Kritik aus der „Anti-Atom-Bewegung“ in seine Überlegungen mit einbezieht, an seiner grundsätzlichen Befürwortung der friedlichen Nutzung der Kernenergie jedoch festhält. Die beiden letzten Vorträge waren der Ausgangspunkt für den Briefwechsel. |
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Nachwort von Heinz Maier-Leibnitz |
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Wir beenden unseren Briefwechsel mit gemischten Gefühlen. Ich bin mehr als vorher überzeugt: Die Wissenschaftler können die Welt nicht lenken, und ihre Verantwortung kann nicht groß sein. Sie wollen und sollen forschen, und damit sind sie zu beschäftigt, als daß sie noch einen vollen Beruf als Politiker ausüben könnten. |
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Das heißt nicht, daß sie nicht auch Bürger sind und wie diese Wünsche und Träume haben oder daß sie sich nicht auch konkret Gedanken machen, was geschehen könnte, und versuchen etwas durchzusetzen. Dazu ist ein Weg der Versuch der wissenschaftlich-technischen Politik-Beratung, oder eigentlich mehr, nämlich die Pflicht dazu, denn ohne die Auskünfte, die nur wir geben können, geht es nicht. |
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Der andere Weg ist der der Bürgerinitiativen. Hier ist ein Punkt, wo wir uns in den Briefen nicht geeinigt haben. Ich meine, wir müssen die Politiker verstehen, wie sie sind, und erwarten, daß sie auf Grund unserer Auskünfte und auf Grund ihrer Einschätzung der Bedürfnisse und der Wünsche der gesellschaftlichen Kräfte das politisch Mögliche tun. Herr Kafka mit seinen Freunden sieht darin keine Möglichkeit. Er scheint zu glauben, daß die Veränderung von einer gutwilligen und erleuchteten Minderheit ausgehen muß, zu der er sich und seine Freunde zählt. |
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Bei den Zielen gibt es ein gewisses Maß von Übereinstimmung zwischen uns. Ich gestehe meine Sympathie für weniger Wachstum und den „Fortschritt in Gemächlichkeit“. Aber über die möglichen Wege sind wir so verschiedener Meinung – und „wir“ heißt nicht wir beide, sondern zwei große Gruppen –, daß keiner von uns ganz recht haben kann, jedenfalls nicht, was die Vorhersage für die künftige Entwicklung betrifft, denn darauf werden beide Gruppen und noch viele andere Einfluß haben. Deshalb müssen wir miteinander reden, auch wenn es uns nicht besonders freut. |
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Nachwort von Peter Kafka |
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Nun darf ich noch ein Wort zu Ihnen, den Lesern, sagen. Jene, die sich schon anfangs kopfschüttelnd fragten, warum denn ein seriöser Fachmann sich überhaupt mit einem derart naiven alternativen Schwätzer eingelassen habe, sind nicht mehr dabei; ich nehme also an, Sie alle wollten etwas hinzulernen, um die in immer schnellerer Folge von uns geforderten Entscheidungen über Wege in die Zukunft mit mehr vernünftiger Zuversicht und weniger leichtsinniger Risikofreude anzugehen. Hoffte aber jemand, nach einer solchen Diskussion stünden ein paar einfache Wahrheiten für beide Streiter und alle Leser fest, so ist er nun enttäuscht. Wir haben anscheinend kaum etwas voneinander lernen können. Vielmehr haben wir oft aneinander vorbei zu Ihnen gesprochen, um Sie von eigenen Einsichten zu überzeugen oder für Vorurteile einzunehmen. Das Ergebnis ist also nicht viel anders, als hätten Sie je ein Buch von beiden Seiten gelesen. Aber auch das ist ja schon etwas wert. |
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Über eines allerdings waren wir uns wohl einig: ob wir die großtechnische Nutzung der Kernenergie weiter ausbauen oder wieder einstellen, ist eine gesellschaftliche Frage, nicht etwa eine technische. |
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Wer
heute über mögliche Leitlinien gesellschaftlicher
Entwicklung nachdenkt, den schimpft man einen Ideologen. Wenn Sie
wollen, nennen Sie also Herrn Maier-Leibnitz einen ideologischen
Kernenergiebefürworter und mich einen ideologischen
Kernenergiegegner. Herr Maier-Leibnitz hängt, wenn auch
durch Erfahrung leicht verunsichert, der „Ideologie des
großtechnischen Optimismus“ an, die ich so
zusammenfassen möchte: |
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Demgegenüber
vertrete ich eine vorsichtigere Ideologie, die heute kurz „grün“
genannt wird: |
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Offensichtlich muß eine der beiden Ideologien mehr Wahrheitsgehalt haben als die andere, aber welche nun die künftige Entwicklung bestimmen wird, hängt von Ihnen, den Bürgern, ab. Sie müssen fähig werden, aus Einsicht zu entscheiden; sonst entscheiden „naturgemäß“ die wirtschaftlichen Machthaber im eigenen Interesse. |
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(...) |
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Die Autoren haben ihre Nachworte unabhängig voneinander und ohne Kenntnis des jeweils anderen Textes geschrieben. |
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Siehe auch |
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Das Grundgesetz vom Aufstieg – Vielfalt, Gemächlichkeit, Selbstorganisation: Wege zum wirklichen Fortschritt |
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Gegen den Untergang – Schöpfungsprinzip und globale Beschleunigungskrise |
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Tschernobyl – die Informationslüge – Anleitung zum Volkszorn |